"Was ist, wenn wir dem Leben... eine zweite Chance geben können?" Elisabet Sobeck
Projekt Zero Dawn war der Codename für ein gigantisches, planetenweites und vollautomatisches Terraforming-System, das dazu gedacht war, die Faro-Plage zu besiegen und das Leben auf der zerstörten und toten Erde wiederherzustellen. In der Öffentlichkeit galt es als streng geheimes Superwaffenprogramm, aber das war eine gezielte Lüge, um die dem Untergang geweihte Menschheit zu einen und für den Kampf gegen die Faro-Roboter zu motivieren.
Hintergrund
Der Grund für die Entwicklung des Systems war die für 2066 prognostizierte Vernichtung der menschlichen Zivilisation durch die außer Kontrolle geratenen Kampfroboter der Chariot-Linie. Ausgehend vom Südwestpazifik bahnte sich der Hartz-Timor-Schwarm, der aufgrund eines Fehlers zu einer eigenständigen Entität geworden war, in seiner Gier nach Treibstoff seinen Weg über den Globus. Dabei vergrößerte er sich zahlenmäßig exponentiell und vernichtete jedes Leben in Reichweite, um aus der Biomasse den benötigten Treibstoff zu gewinnen.
Der Schwarm wurde somit zu einer alles Leben bedrohenden Plage. Die Hoffnungslosigkeit der Situation wurde am 31. Oktober 2064 klar, als Doktor Elisabet Sobeck auf Bitten Ted Faros die Daten analysierte. Militärisch konnte der Schwarm nicht mehr besiegt werden - die führenden Militärmächte setzten bereits seit mehr als zehn Jahren auf vollautomatische Kampfroboter-Flotten, die der Schwarm dank seiner Fähigkeiten im elektronischen Kampf jedoch einfach übernehmen konnte. Die als überholt angesehenen menschlichen Kampftruppen waren größtenteils aufgelöst worden und bis auf die mangels angemessener Ausbildung und Ausrüstung chancenlosen Streitkräfte ärmerer Länder Afrikas oder Asiens nicht mehr vorhanden. Menschliche Kampftruppen mussten daher erst wieder aufgestellt, analoge Waffen erst produziert werden. Doch selbst mit allen modernen Waffen konnten die Roboter nicht schnell genug zerstört werden, ihre Replikationsraten waren dafür zu hoch. Auch ein Computerangriff war aussichtslos: Die Sicherheitsprotokolle der Roboter waren auf höchstem Niveau verschlüsselt, dem auf mehrfach verschränkten Wellenformen besierenden "Schwarzquarz-Standard". Mit der Erkenntnis, dass eine militärische Lösung ausgeschlossen war und alles Leben auf der Erde innerhalb von 16 Monaten zwangsläufig enden würde, ersann Sobeck in weniger als zwei Tagen das "Projekt: Zero Dawn".
Sobecks Lösung war drastisch, ambitioniert, visionär und grauenvoll zugleich, doch es gab keine Alternative. Da der Schwarm militärisch nicht besiegt und die Codes nicht rechtzeitig geknackt werden konnten, würde das Leben auf der Welt enden. Daher musste die Lösung jenseits dieses "Zero Day" liegen. Sobeck ersann ein System von weltumspannenden, unterirdisch verborgenen und gesicherten Anlagen, in denen wenn möglich Samen, Genproben und Embryos aller auf der Erde noch vorhandenen Spezies die Vernichtung in Cryostasis überdauern sollten. Eine superintelligente KI namens Gaia sollte ein vollautomatisches globales Terraforming-System bauen und steuern, die Sicherheitsprotokolle der Faro-Roboter knacken, sie deaktivieren und dann mittels Nutzung "grüner" Robotertechnologie die Biosphäre wieder aufbauen. Nach der Reinigung von Luft, Boden und Wasser sollte sie aus den Cryostasis-Lagern die Flora und Fauna regenerieren und zu guter Letzt eine neue Generation von Menschen erschaffen, die aus einem großen Wissensarchiv über die alte Welt, ihre Bewohner, ihre Kultur, ihre Errungenschaften und vor allem ihre Fehler lernen sollte.
Für die Erschaffung des Systems hatten Sobeck und ihr Team jedoch maximal 16 Monate Zeit. Um diese Zeit zu verlängern startete das US-Oberkommando unter General Aaron Herres die Operation: Enduring Victory, einen totalen Krieg gegen den Faro-Schwarm, in dem Milliarden von Menschen den Tod fanden, um die Roboter zu verlangsamen. Währenddessen erschufen oder perfektionierten die Mitarbeiter von Zero Dawn in aller Eile die notwendige Hardware, schrieben die Software, entwarfen die Anlagen für das Terraforming-System und sammelten die kostbaren Bioproben. Dabei wussten sie, dass Zero Dawn niemanden würde retten können. Jeder lebende Mensch würde sterben, alles Leben vernichtet werden. Zero Dawn war dazu bestimmt, aus der Asche der totalen Vernichtung etwas Neues zu erschaffen. Die Wissenschaftler um Sobeck würden, sofern sie den Krieg überlebten und sich nicht für den Selbstmord entschieden, in einem hermetisch abgeriegelten Bunker namens Elysium ihr biologisches Leben leben und dann sterben.
Doch der Krieg forderte auch von Sobecks Team seine Opfer - besonders die Ernteteams, die teils unmittelbar hinter den Frontlinien operierten, taten dies unter Lebensgefahr. Die noch vorhandenen Arten des Südpazifiks und Australiens gingen verloren, da der Schwarm diese Gebiete überrannte, bevor Proben gesichert werden konnten. In Osttimor ging ein komplettes Ernteteam mit allen Proben verloren, als der Schwarm unerwartet früh die menschlichen Stellungen durchbrach. An anderer Stelle wurden Anlagen vom Schwarm überrollt und die dort noch befindlichen Wissenschaftler vom Schwarm getötet... oder sie begingen Selbstmord. Beim Zusammenbruch von Linien gingen kostbare Proben verloren, weil schlicht keine Zeit blieb, sie noch zu erfassen und in den vorgesehenen Cryo-Bunkern sicher zu lagern. Die leitenden Wissenschaftler mussten sich schließlich in den letzten Tagen des Krieges im Januar 2066 beim Herannahen des Schwarms in GAIA Prime einschließen lassen, um die Arbeiten abzuschließen.
GAIA
"Ein unsterblicher Wächter, dem Schutz des Lebens gewidmet. Wir nennen sie... Gaia. Mutter Natur als KI." Elisabet Sobeck
Die Personifizierung von Mutter Natur und der Erde, Gaia, war die zentrale KI des Systems. Superintelligent und dem Schutz des Lebens gewidmet war sie diejenige, die die Trillionen von Einzelentscheidungen treffen konnte, die notwendig für den Wiederaufbau waren. Ihre zweite Aufgabe war das Knacken der Sicherheitsprotokolle des Schwarms, um die Faro-Roboter abzuschalten. Gaia selbst befand sich in einem unterirdischen Bunker namens Gaia-Prime. Die KI hatte neun untergeordnete Subroutinen, quasi Erweiterungen ihrer selbst:
- Aether - zuständig für die Regeneration der Atmosphäre
- Apollo - das Archiv menschlichen Wissens und die Lehr-Subroutine
- Artemis - Wiedererschaffung des tierischen Lebens
- Demeter - Wiedererschaffung der Flora
- Eleuthia - Wiedererschaffung der Menschheit
- Hades - das "Failsafe-Protokoll" zur Rückentwicklung fehlerhafter Biosphären
- Hephaestus - die Subroutine für Entwicklung und Bau der Maschinen und Brutstätten
- Minerva - das Codebrecher-Programm für die Generierung und Verbreitung der Abschalt-Codes
- Poseidon - zuständig für die Reinigung des Wassers
Gaia erfüllte ihre Aufgabe, zerstörte sich aber am 26. August 3020 selbst, nachdem eine Datenübertragung aus unbekannter Quelle ihre Subroutinen zu eigenständigen, höchst chaotischen Entitäten gemacht hatte. Um zu verhindern, dass Hades programmgemäß die Kontrolle übernehmen und die erfolgreich rekonstruierte Biosphäre samt der neuen Menschheit vernichten würde, sprengte Gaia den Hauptreaktor von Gaia-Prime, um Hades zu vernichten. Hades entkam jedoch rechtzeitig, hatte nun aber keinen Zugriff auf das System.
Vermächtnis
Zero Dawn war ein extrem ambitioniertes Programm, das völliges Neuland betrat. Doch es war erfolgreich, zumindest teilweise. Gaias Programmierung sah vor, zunächst nur eine "Basis-Biosphäre" zu erschaffen, die menschliches Leben ermöglichen würde. Erst nachdem die Menschen nach gründlicher Ausbildung wieder selbst die Kontrolle über das System übernommen und sich etabliert hätten, sollten die kostbareren Spezies aus den Cryo-Lagern geholt werden. Damit sollte ein erneutes Artensterben wie um die Jahrtausendwende und die frühen 2020er-Jahre vermieden werden. Da Ted Faro Apollo in seinem Wahn, eine "unschuldige Menschheit" zu schaffen, jedoch sabotierte und somit eine entsprechende Ausbildung unmöglich war, blieb das System unter Gaias Kontrolle und die Basis-Biosphäre war im Jahr 3040 der aktuelle Stand der Dinge. Diese Biosphäre war indes vollständig von der weiteren "Wartung" durch die Gaia-Roboter abhängig, da wesentliche biologische Bestandteile nach wie vor fehlen und deren Funktion durch Roboter übernommen wurde. Ohne Gaia würde sie nach wenigen Jahrzehnten zusammenbrechen. Die Menschen wiederum fielen technisch, gesellschaftlich und kulturell auf sehr einfache Level zurück, die im Vergleich etwa von der Steinzeit bis zur Antike reichen, mit gelegentlichen "Einsprengseln" hochmoderner Technik, die aber nur rudimentär genutzt werden kann.
Bekannte Akteure und Wissenschaftler
An Zero Dawn war eine Vielzahl an Wissenschaftlern und Akademikern aus den unterschiedlichsten Bereichen beteiligt - nicht nur Roboterspezialisten oder Informatiker, sondern beispielsweise auch Genetiker, Kunsthistoriker, Psychologen, Ärzte und Soziologen. Sie mussten ein System entwerfen, das nicht nur die Kriegsschäden beseitigen und die Biosphäre aufbauen würde, sondern auch in der Lage sein musste, Menschenkinder bis zur Volljährigkeit zu ernähren, zu erziehen und auszubilden - mit allen dafür notwendigen sozialen Faktoren. Außerdem mussten die Zero Dawn Standorte größtmöglich autonom sein, mit eigenen Unterkünften und medizinischen Einrichtungen, da die Kriegshandlungen und der Verfall der Biosphäre vor allem zum Ende hin die Bewegungsfreiheit immer mehr einschränkten.
- Elisabet Sobeck - "Alpha Prime", Leiterin des Projekts und Chefentwicklerin von Gaia
- Anita Sandoval (ehemals Chefprogrammiererin Projekt Firebreak, wahrscheinlich Sobecks Team)
- Ted Faro - Finanzier
- Margo Shen - Alpha, Team Hephaestus
- Travis Tate - Alpha, Team Hades
- Patrick Brochard-Klein - Alpha, Team Eleuthia
- Charles Ronson - Alpha, Team Artemis
- Samina Ebadji - Alpha, Team Apollo
- Tanaka Naoto - Alpha, Team Demeter
- Ayomide Oklio - Alpha Team Minerva
- Anders Larsen - Alpha, Team Aether
- Tom Paech - Team Artemis
- Brad Andac
- Ellen Evans - Direktorin einer namentlich unbekannten Anlage im Becken
- Skylar Rivera
- Connor Chasson
- Mia Sayied
- Ella Pontes
- Jackson Frye
- Schwester Chana
Trivia
Gaia ist in der altgriechischen Mythologie die allererste Göttin, die Personifikation der Erde und allen Lebens, geboren aus der Leere des Chaos. Sie ist die Mutter der Titanen und der Giganten, des Himmels (Uranus) und der See (Pontus). Alle Subroutinen Gaias sind bis auf eine Ausnahme (Minerva) wiederum nach altgriechischen Göttern benannt, die ihre Aufgabe wiederspiegeln:
- Aether, die Personifikation des Himmels
- Apollo, der Sonnengott, Gott der Vorhersehung, Musik und der Dichtung (also der Kultur und des Wissens)
- Artemis, die Mondgöttin, Göttin der Jagd und der Wildnis (der Tierwelt)
- Demeter, die Göttin der Ernte und Landwirtschaft (und damit der Pflanzenwelt)
- Eleuthia, die Göttin der Geburt
- Hades, der Gott der Unterwelt und des Todes
- Hephaestus, der Gott des Feuers und der Schmiede
- Minerva, die römische Göttin der Weisheit und der strategischen Kriegsführung
- Poseidon, der Gott des Meeres
Warum bei Minerva von der griechischen Mythologie abgewichen wurde, ist unbekannt. Minerva ist das römische Pendant zur griechischen Göttin Athene, die genau die gleichen Aufgaben hat (wenig überraschend, da die römische Mythologie aus der Griechischen entstand und auch danach stark von ihr beeinflusst wurde). Möglicherweise sollte damit die zentrale Bedeutung dieser Subroutine unterstrichen werden, denn der Erfolg ihrer Aufgabe (die Deaktivierung der Faro-Plage) war unabdingbare Voraussetzung für den Wiederaufbau der Biosphäre.