Das Anrecht ist eine Aufzeichnung, niedergeschrieben in einem kleinen Glyphenbuch aus minderwertigem Pergament, das mit Zeichnungen von streitenden Oseram-Männern illustriert.
Fundort[]
Carja - Ostgrenze / Tagturm / auf einer Holzpalette, die an einem Hebekran hängt
Inhalt[]
"Das Anrecht – ein Leitfaden vom Weitgereisten Aram
Oft öffne ich die Fenster meiner Villa, nicht nur, um die Gerüchte und den Anblick der Stadt in mich aufzunehmen, sondern auch um die Fragen des Volkes zu hören. Und ebenso oft höre ich dieses: „Was sollen wir von diesen Fremden halten, diesen Oseram, die plötzlich unsere Verbündete und sogar unsere Nachbarn sind? Warum essen sie so, wie sie es tun, und warum streiten sie so? Warum riechen sie so stark? Warum trinken sie so viel?“
Wie einem Sonnenstrahl in der Dunkelheit folgt man solchen Fragen am besten zu ihrem Ursprung. Und so plane ich, um meinen Wissensdurst zu stillen, eine Handelskarawane nach Anrecht zu begleiten, zumindest bis zum ersten Dorf hinter der Mole.
Das Anrecht. Es ist ein stilles Land, wo der Geruch nach Feuer und Rauch schwer in der Luft und in den großen, dünnen Bäumen hängt. Wo der Boden nicht von den Oseram bei ihrer ständigen Suche nach Metall aufgewühlt wurde, ist er gefroren, und unter dem Eis ist noch mehr Eis und darunter steinige Erde. Und, noch schlimmer, Ruß. Der Ruß ist überall und durchdringt alles. Obwohl ich meine robustesten Reisegewänder trug, war es mir unmöglich, sie sauber zu halten. Einige Oseram-Wäscherinnen bemerkten mein Unbehagen und boten ihre Dienste an, doch ein Blick auf das Wasser in ihren Zubern ließ mich ablehnen.
Fürwahr, Reinlichkeit ist keine Tugend der Oseram. Trotz der schützenden Hüttenwände aus Schieferplatten und groben Rundsteinen erschien mir das Dorf sehr den Elementen ausgesetzt – die im Anrecht vorherrschend aus kaltem, öligen Regen und Raureif bestehen. Dennoch zischten und spuckten und brannten die offenen Feuer, die Atmosphäre war eifrig und lebhaft… wie man sie auch in einem Stallgebäude erleben würde. (Was ich alles erdulde, um meinem Stammesvolk das Licht des Wissens zu bringen.)
Die Oseram haben keine Priester oder Könige und spucken aus, wenn ein solcher Titel erwähnt wird; allerdings fügen sie sich dem Rat ihrer weisen Männer, den „Präfekten“. Jede Siedlung scheint solche Männer zu wählen, die sich daraufhin unablässig streiten. Von der Dämmerung bis spät in die Nacht hinein brüllen sie sich gegenseitig an, erst geht es um Politik- und Steuerfragen. Am nächsten Morgen steht bereits eine lange Schlange von Dorfbewohnern bereit, um ihrerseits am Streit teilnehmen zu dürfen.
Ich stelle mich für einige Stunden in so eine Schlange, umringt von kreischenden Kindern und schreienden Vögeln, während das Echo der Hammerschläge – ein verfluchtes, endloses Hämmern – über das zerdrückte Stroh und die matschigen Wagenspuren schallte. Endlich wurde mir erlaubt, vor die drei Präfekten zu treten und meine Frage zu stellen. Ich wollte sie um ihre Meinung über den Frieden zwischen unseren Stämmen und Sonnenkönig Avads Angebot, sie in Meridian willkommen zu heißen, bitten.
Leser, ich schreibe „bitten“, aber es war nicht so einfach – die Oseram brachen in Beleidigungen und Streitereien aus; bevor die Worte meine Lippen überhaupt verlassen hatten. Ich wurde unterbrochen, niedergebrüllt, grundlos beschimpft, und erst, als ich ebenfalls meine Stimme erhob – eine erfrischende Erfahrung – erhielt ich eine mürrische Antwort.
Ihre Meinungen sind, gelinde gesagt, konfus und fahrig, und ich werde dieses Pergament nicht mit den Worten beschmutzen, mit denen sie sie zum Ausdruck gebracht haben. Kurz gesagt, sie erkennen den Vorteil des freien Handels zwischen unseren Stämmen und konnten nach den langen Jahren des Krieges davon profitieren. Allerdings scheinen nur wenige Oseram, die außerhalb von Anrecht handeln, hier ihre Steuern zu bezahlen oder überhaupt zurückzukehren – die Präfekten glauben, dass sie von einem Lebensstil verführt werden, den sie „durch und durch Carja“ nennen. Dieser Ausdruck wird stets von Spucken auf den Boden begleitet.
Ich gab zurück, dass ihr Misstrauen und ihre Angst vor einer zivilisierten Lebensart absolut Oseram seien (ich konnte es aber nicht über mich bringen, auszuspucken). Dies verursachte großen Tumult. Danach wurde ich auf den Schultern meiner Gastgeber aus dem Gebäude getragen und mitten in einer Volljährigkeitsfeier abgesetzt – diese galt jedoch keiner Person, sondern einem neuartigen Gerät.
Ich erwachte auf einem Karren kurz vor Scheuerfels. Mein Hals war rau, meine Arme schmerzten von den zahllosen angenommenen Herausforderungen zum Armdrücken und auf meiner Zunge lag noch der Geschmack eines alkohlischen Getränks, das an Maschinenöl erinnerte. Mein Kopf schmerzte, als hätte ihn jemand mit einer Axt gespalten. Wahrlich, ich hatte mein Leben riskiert auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, ob mehr in den Oseram steckt als Kämpfen, Trinken und Brüllen.
Kurz gesagt, liebe Leser: nein. Aber hoffen wir, dass sich die Ängste der Präfekten bewahrheiten und dass im Laufe der Zeit das Licht der Sonne und die Pracht Meridians dieses ungehobelte Volk mäßigen."